Liebe Eltern und Mitstreiter, ich bin 43 Jahre alt, seit 23 Jahren glücklich verheiratet und Mutter von sieben (völlig gesunden) Kindern. Mein Mann hat gerade seinen 50. Geburtstag gefeiert und noch im letzten Herbst habe ich gedacht: für eine Schwangerschaft und Geburt fühle ich mich noch fit genug (ich hatte immer leichte Schwangerschaften und wirklich gute Geburten), aber für das Danach ist unser Nervenkostüm schon zu sehr gegerbt … dann hat uns das Babyglück noch einmal ereilt … Gott hat Humor, dachte ich … und wieder hatte ich den Eindruck, die Schwangerschaft wird der leichteste Teil der Reise. Da ich unnötige Zeiten im Wartezimmer hasse und als Vollzeit-Mama ohnehin zuhause bin, ließ ich die Schwangerschaft erst in der 22. SSW ärztlich festellen. Beim nächsten Ultraschall war die Frauenärztin so besorgt, dass sie direkt in der Sprechstunde einen zeitnahen Termin bei der Pränataldiagnostik für mich buchte und bei diesem Termin 2 Tage später hieß es: das muss sich ein Spezialist in Berlin anschauen … so landeten wir am 31.5. zur Diagnostik in Berlin … dringender Verdacht auf Chromosomenstörung, vor allem T18 … Das Schockierende war nicht der der Befund an sich, sondern dass es bei beiden Pränataldiagnostik-Terminen scheinbar nie um unser Kind, sondern nur um den pathologischen Befund meiner Schwangerschaft ging. Fast wie eine TÜV-Station für Ungeborene: Normtest bestanden – alles ok, oder eben Ergebnis mangelhaft … „und hier ist die Kopie des Befundes für Ihre Frauenärztin“ … die Fachärzte haben sicher sorgfältig gearbeitet und waren auch irgendwie mitleidsvoll, aber irgendwie hat das System an dieser Stelle eine echte Lücke, die die betroffenen Frauen und Familien im entscheidenden Moment erst einmal sich selbst überlässt… man muss sich dann eben selbst kümmern … Auf Fruchtwasserpunktion habe ich verzichtet, um das Risiko einer Frühgeburt nicht noch zu erhöhen. Spätabtreibung kam für uns nie in Frage, aber was kommt dann auf uns zu?
Die erste Woche nach dem Befund brauchte ich erst einmal, um das Thema überhaupt an mich heranzulassen. Ein behindertes Kind? Das war früher für mich der Albtraum schlechthin. Jetzt wusste ich nicht, ob eine Stillgeburt, ein kurzes Leben mit wenigen Stunden oder Tagen nach der Entbindung oder die jahrelange Pflege eines schwer behinderten Kindes das Worst-Case-Szenario für mich waren. Beim Lesen der Elternstimmen auf Weitertragen-forum.net verstand ich, dass es eine Ebene gab, die ich bisher völlig übersehen hatte: dass so ein Kind nicht nur eine spezielle Aufgabe ist, sondern auch eine besondere Gabe, ein Geschenk. Ich freue mich, mit euch unterwegs zu sein und viel von euch und euren kleinen Helden lernen zu dürfen.