Vorstellung
in Herzlich willkommen im Forum von WEITERTRAGEN e.V. 27.11.2016 20:27von DoRa • | 3 Beiträge
Ich möchte mich und meine Tochter kurz vorstellen.
Die Schwangerschaft war nicht geplant, aber gewollt. In der 22. SSW erfuhren wir bei einem Routine-Ultraschall, dass beide Nieren massiv vergrößert sind und kaum Fruchtwasser vorhanden ist. Eine sofortige Kontrolle in der Uniklinik bestätigte die Vermutung, dass die Nieren unseres Kindes mit Zysten durchsetzt waren. Die Prognose war niederschmetternd. Wir konnten uns in einer Konfliktberatungsstelle über verschiedene Möglichkeiten informieren. Am Ende standen 3 Alternativen. Eine Möglichkeit war der sofortige Abbruch, eine zweite, die Schwangerschaft ohne Intervention weiterzuführen. Die dritte Möglichkeit, durch Fruchtwasserauffüllung eine Maximaltherapie zu starten. Wir entschieden uns für die dritte Variante, um unserem Kind alle Chancen auf ein Leben außerhalb meines Körpers zu geben. Sicher war es schwierig, aber es fühlte sich richtig an. Die Hoffnung wuchs. Umso schlimmer war die Geburt und die Erkenntnis, dass sie sterben wird. Die Lungen konnten sich trotz Fruchtwasserauffüllung nicht richtig entwickeln. Sie verstarb 20 Stunden nach dem Kaiserschnitt in meinen Armen. Ich bereue zutiefst, nach der Geburt der Maximaltherapie zugestimmt zu haben. Ich wünschte mir, diese 20 Stunden der Beatmung, diese Quälerei wäre ihr erspart geblieben und sie wäre nach der Geburt still in meinen Armen eingeschlafen.
Das Thema wurde geschlossen. |
RE: Vorstellung
in Herzlich willkommen im Forum von WEITERTRAGEN e.V. 27.11.2016 22:03von Schlingoline • | 97 Beiträge
Herzlich willkommen.. auch wenn der Anlass natürlich ein trauriger ist..
Die moderne Medizin ist auch ein Fluch, das ist auch was mich immer noch quält, sie gibt uns Möglichkeiten und schafft aber neuen ethische Probleme.
Ihr habt in dieser Situation einfach so entschieden, wie es für Euch damals richtig erschien..
Hättet ihr die Maximalthjerapie nicht gemacht, wäre auch das hätten wir es nicht soch probieren sollen im Vordergund gestanden...
Meine Tochter hatte schwerste Behinderungen, alles was über das seltene Syndrom beschrieben wurde..NAch der Geburt war sie 150 KM von mir entfernt in einer Herzklinik und war aktiv, allerdings wurde sie so schwach, dass wir dringend mindestens einer großen, TagesHerzOP hätten zustimmen müssen, dazu hatte sie schwere ZHirnfehlbildungen, einen Balkenmangel den grauen Star und war vermutlich taub und lag intubiert an Schläuchen..
Ein Leben , fast nur auf Intensivstationen (vor allem mit 2 weiteren Kindern) war für uns nicht vorstellbar.
Wie sehr hätte ich mir gewünscht sie hätte Down Syndrom gehabt..
Wir entschieden usn gegen alles und lagen eine Nacht kuschelnd mit ihr im BEtt, bis sie sich verabschiedete..
Aber natürlich hadere ich täglich warum wir keiner Maximalgtherapie zgestimmt haben...
Das Thema wurde geschlossen. |
RE: Vorstellung DoRa mit Sternen-Tochter
in Herzlich willkommen im Forum von WEITERTRAGEN e.V. 27.11.2016 22:21von Klatschmohn • | 3.368 Beiträge
Liebe DoRa,
ich sage Dir herzlich Willkommen hier im Forum, wenngleich es ein solch trauriger Grund ist, weshalb Du hierher gefunden hast.
Es tut mir sehr leid, dass ihr Eure geliebte Tochter nicht bei Euch haben dürft und nach der Geburt einen solch schweren Weg miterleben musstet.
Ich verstehe gut Deinen Wunsch, die 20 Stunden ihres Lebens nach der Geburt mit viel Ruhe, Kuscheln, Nähe und Kennelernen verbracht zu haben. Schlingoline hat ganz Recht - die heutigen medizinischen Möglichkeiten sind Fluch und Segen gleichzeitig und die Entscheidung über den richtigen Weg eine wahre Gratwanderung. Wenn dann für solche Entscheidungen nur wenige Stunden oder Minuten zur Verfügung stehen, ist es ganz besonders schwer.
Von Herzen wünsche ich Dir, dass Du trotz allem Frieden finden kannst damit, wie letztlich alles gekommen ist. Darf ich nachfragen, wie Deine Tochter heißt und wie lange nun bereits alles her ist? Seid ihr noch ganz nah dran am Abschied von ihr oder ist bereits einige Zeit, Monate oder gar ein paar Jahre vergangen?
Wenn Du magst, darfst Du im geschützten Bereich ein eigenes Thema für Dich und Deine Tochter eröffnen. Unter "Leben ohne das Kind" findest Du außerdem sicher die ein oder anderen wertvollen und evtl. hilfreichen Treads.
Das Thema wurde geschlossen. |
RE: Vorstellung DoRa mit Sternen-Tochter
in Herzlich willkommen im Forum von WEITERTRAGEN e.V. 06.12.2016 14:01von DoRa • | 3 Beiträge
Meine Tochter ist am 31.03. dieses Jahres verstorben. Die Schwierigkeit, das Geschehene zu verarbeiten, liegt wohl daran, dass ich das Gefühl habe, an der Weggabelung mich für den falschen Weg entschieden zu haben. Und sicherlich hätte ich dieses Gefühl auch, wenn wir uns für ein stilles Einschlafen ohne Überdruckbeatmung etc. entschieden hätten, weil dann im Raum stünde, dass wir nicht alles versucht haben und ihr die letzte Chance genommen haben. Ein Dilemma.
Das Thema wurde geschlossen. |
RE: Vorstellung DoRa mit Sternen-Tochter
in Herzlich willkommen im Forum von WEITERTRAGEN e.V. 06.12.2016 19:07von Shila • | 1.372 Beiträge
Liebe Doreen,
mich berühren deine Worte zutiefst und ich würde dir gerne etwas tröstliches schreiben. Und doch tue ich mich so schwer die richtigen Worte zu finden, welche dir vielleicht wirklich weiterhelfen können. Weißt du, Leonie hatte die gleichen zystischen Nieren wie deine Tochter und ich habe mich oft gefragt, ob ich nicht doch mehr hätte machen müssen, damit sie vielleicht eine größere Chance gehabt hätte. Dabei führt dieses hätte, wäre, wenn ja zu nichts...
Ich habe vor vier Jahren einen besonderen Adventskalender geschenkt bekommen. Dort war an einem Tag folgendes zu lesen:
1. Vergebung kann ein langer Prozess sein.
2. Vergebung ist nicht von einem Geständnis abhängig.
3. Vergebung erfordert keine übereinstimmende Auffassung von der Vergangenheit.
4. Vergebung bedeutet, mein Recht auf Rache loszulassen.
5. Vergebung bedeutet nicht Vergessen.
6. Vergebung bedeutet, das Unrecht nicht immer wieder zur Sprache zu bringen.
7. Vergebung bedeutet nicht, das Verhalten einer anderen Person zu entschuldigen.
8. Vergebung bedarf vorab einer Entscheidung.
9. Vergebung bedeutet nicht unbedingt, erneut zu vertrauen.
10. Vergebung ist Voraussetzung für Neuanfang.
Diese 10 Thesen wurden von der Luxemburger Kommission "Justitia Et Pax" aufgestellt und ich habe dank ihr einen großen Frieden gefunden mit den Menschen, die mich wegen Leonies Geschichte sehr verletzt haben, aber auch mit mir selbst, was ich mir vorgeworfen habe. Vielleicht können sie dir ja auch weiterhelfen, ich würde es dir wünschen.
Lieben Gruß und ein großes Kraftpaket!
Das Thema wurde geschlossen. |
RE: Vorstellung DoRa mit Sternen-Tochter
in Herzlich willkommen im Forum von WEITERTRAGEN e.V. 10.02.2017 23:30von Ces • | 3.118 Beiträge
Zitat von DoRa im Beitrag #5
Meine Tochter ist am 31.03. dieses Jahres verstorben. Die Schwierigkeit, das Geschehene zu verarbeiten, liegt wohl daran, dass ich das Gefühl habe, an der Weggabelung mich für den falschen Weg entschieden zu haben. Und sicherlich hätte ich dieses Gefühl auch, wenn wir uns für ein stilles Einschlafen ohne Überdruckbeatmung etc. entschieden hätten, weil dann im Raum stünde, dass wir nicht alles versucht haben und ihr die letzte Chance genommen haben. Ein Dilemma.
Liebe Dora,
genau so ist es. Genau das ist das Dilemma.
Ich denke, das ist eine der schwierigsten Situationen, in die man kommen kann.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft, dass du deinen Frieden mit der Situation findest.
Ich schließe diesen Beitrag, weil er im Vorstellungsbereich ist, schreibe gerne jederzeit im geschützten Bereich weiter.
Alles Gute!
Das Thema wurde geschlossen. |
Besucher
0 Mitglieder und 12 Gäste sind Online Besucherzähler Heute waren 62 Gäste und 1 Mitglied, gestern 374 Gäste und 16 Mitglieder online. |
Forum Statistiken
Das Forum hat 2797
Themen
und
37761
Beiträge.
Heute war 1 Mitglied Online : |
Ein eigenes Forum erstellen |